Die Beichte
Erzählung von Kurt Franz Mit vierzehn haben damals die ersten in der Klasse zu rauchen angefangen. Es ist dies aber eigentlich nur eine Mutprobe gewesen, weshalb es jeder nach und nach ausprobieren musste, weil er sonst als Feigling dagestanden wäre. Für die überwiegende Mehrheit war das Rauchkapitel nach diesen spärlichen Versuchen aber vorbei, nur einige, die sich besonders mutig dünkten, rauchten heimlich weiter. Doch dann nahte die Weihnachtsbeichte und damit, davon waren wir überzeugt, waren wir aufgeschmissen. Und zwar alle und nicht nur diejenigen, die jetzt noch immer rauchten. Der Kaplan würde alles erfahren. Zwar wird er bestimmt nichts weitersagen wegen dem Beichtgeheimnis, aber von uns enttäuscht sein, schwer enttäuscht. Und so gingen wir gesenkten Hauptes zur Kirche. Den Willi, der der allerärgste Raucher war und viele von uns dazu angestiftet hatte, zwangen wir, zuerst in den Beichtstuhl zu steigen, er war der Sündenbock. Der wollte klarerweise nicht, aber es half ihm nichts, denn wir schoben ihn einfach in den Beichtstuhl hinein. Ziemlich lautlos ging das vor sich. Er wehrte sich zwar mit Händen und Füßen, aber gegen die erdrückende Mehrheit war er einfach zu schwach. Und wie lange er dann drinnen blieb! Ewigkeiten! Wir waren schon auf das Ärgste gefasst. Was er wohl zur Buße aufbekommen wird? Bestimmt zwei Wochen lang "Vater unser" beten und 100 "Gegrüßet seist du, Maria!" Und ob uns der Kaplan auch wirklich nicht bei den Lehrern, beim Direktor, bei den Eltern, bei der Gendarmerie verpetzt? Das war die Frage. Denn vielleicht fiel dieses unerlaubte Rauchen, das ja irgendwie doch eine weltliche Angelegenheit ist, gar nicht unter das Beichtgeheimnis? Kein Zweifel, unsere letzte Stunde hatte geschlagen. Und dann öffnete sich endlich der Vorhang, und unser Willi, der vorhin noch kreidebleich gewesen ist, kam jetzt mit hochrotem Kopf heraus und verkündete freudestrahlend hinter vorgehaltener Hand: "Burschen, wir sind gerettet! Rauchen ist ka Sünd!" |
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