Warum die Dinosaurier ins Gras bissen ...
Satire von Georg Franz. Seit man Knochen von Dinosauriern gefunden hat, fragt man sich, warum sie wohl ausgestorben sind. Dabei ist die Antwort ganz einfach: Schuld waren die Vegetarier! Wie man vielleicht an der Überschrift merkt, geht der Schreiber dieser Zeilen mit der Zeit. Seit "Jurassic Park" sind nun einmal die vor 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Riesenechsen der Trend Nummer Eins! (Man durchforste das Fernsehprogramm ...) Ich darf nun stolz mitteilen, dass ich endlich nach jahrelangen Forschungsarbeiten den wahren Grund entdeckt habe, warum diese Riesenviecher ausgerottet wurden. Nein, es war kein weltverdunkelnder Meteor, der auf die Erde gekracht ist. Es war auch nicht die Sintflut, und schon gar nicht eine Strafe Gottes. Schuld waren die Vegetarier! Ich muss fairerweise vorwegschicken, dass ich ein Anhänger der Fleischfresser bin - und ein militanter noch dazu. Wenn ich nicht täglich mindestens ein Stück Fleisch von einem toten Tier auf meinem Teller vorfinde, kann ich zum (fleisch-) reißenden Tiger werden.
Aber ich bin ein toleranter Mensch und versuche, alle andersdenkenden Menschen zu verstehen. Welche Gründe könnte man haben, auf Fleisch freiwillig zu verzichten? Nachdem ich mit mehreren pflanzenfressenden Personen gesprochen habe, konnte ich die Vegetarier in zwei große Gruppen einteilen. Da wäre einmal die Gruppe der Tierliebhaber, die die radikalere von beiden ist. Solche können es einfach nicht ertragen, verstehen oder aushalten, dass sie das, was sie einmal geliebt haben, wirklich essen - oder schlimmer noch: zubereiten sollen (man denke an den Sauschädel zu Silvester). Es wäre doch eine schreckliche Vorstellung, wenn die Lieblingskuh Alma als Schnitzel oder das Lieblingshuhn Frieda als Grillhenderl auf dem Mittagstisch auftauchen könnte. Nein, da würde einem jeglicher Appetit vergehen. Oder vielleicht finden die Tierliebhaber die Tötung der Tiere an und für sich grausam, geschmacklos oder gar unmenschlich. Denn die Tiere werden ja richtiggehend dahingeschlachtet! Könnte man da als Verbesserung nicht eine Art Henkersmahlzeit einführen? Das Tier sollte wenigstens noch einen schönen Abend verbringen, bevor es zur Wurst verarbeitet wird. Und die Henker bzw. Schlächter könnten doch wirklich statt dem würdelosen Weiß-Blutrot ein anstandvolles Schwarz bei ihrer Arbeit verwenden und vorher eine Gedenksekunde für die armen Schweine einlegen.
Wenn ich mit so einem Geblendeten diskutieren muss, versuche ich immer, ihn zu bewegen, seine Tierliebe etwas zu mäßigen. Mein Hauptargument ist der Spruch „Fressen und gefressen werden". Falls der Mensch nämlich aufhören würde, den Tierbestand der Pflanzenfresser zu reduzieren, könnte das katastrophale Folgen für ihn haben. Die Kühe auf der Alm würden sich z.B. unkontrolliert vermehren und eine Kuhplage auslösen. Überall wo man nur hinschauen würde - Kühe. Und was für einen Lärm die mit ihren Glocken machen würden! Der Fremdenverkehr würde schon aus diesem Grund zusammenbrechen, aber auch, weil für Gäste kein Platz mehr da wäre - überall nur Kühe. Und wo Kühe sind, liegen außerdem deren schwarze, mit Fliegen bedeckte Abfallprodukte herum. Die Kühe würden unweigerlich Umweltkatastrophen auslösen (Steigerung des Treibhauseffektes durch Ausstoß von Biogas, das hauptsächlich Methan enthält; wird im Volksmund auch „Schass" genannt) und alles kahl fressen! Was soll dann bitte der Vegetarier als Nahrung zu sich nehmen?
Die zweite Gruppe der Fleischverachter haben eher ein physisches als ein psychisches Problem mit dem Begriff Fleisch. Sie werden gezwungenermaßen in diese Rolle gedrängt - das sind die Menschen, die denken, dass sie zu dick seien. (Die Menschen, die wirklich zu dick sind, haben ein ganz natürliches Verhältnis zu Fleisch.) Ja, es ist ein Problem mit den Selbst-eingebildet-Dicken. Sie verzichten auf alle fleischlichen Genüsse und vegetieren lieber mit einer Karotte dahin. So schön eine Karotte anzuschauen ist, so lustlos schmeckt sie aber meiner Meinung nach. Ihren wahren, verborgenen Geschmack entfaltet sie erst als Beilage zu einem wohlduftenden Hauptfleischgericht. Obwohl ich zugeben muss, dass Karottenfresser auch nicht schlecht schmecken. Interessant ist auch, dass der Großteil dieser Gruppe dem weiblichen Geschlecht zuzurechnen ist. Sie könnten für ein paar Salatblätter garniert mit zerschnittenem Kraut sterben - was ich auch vorher freiwillig tun würde, wenn ich so etwas essen müsste. Sie können nur mit Salat glücklich werden. Weil sie abnehmen müssen. Ich kann das nicht mehr hören. Es ist allerdings eine Frechheit, dass manche Restaurants diese Salatliebhaberei schamlos ausnutzen. Für ein paar verwelkte Blätter werden Wucherpreise verlangt. Wenn ich Personen dieser zweiten Gruppe sehe, frage ich mich immer, wovon sie eigentlich zu dick geworden seien sollen. Es kann mir keine einreden, dass ständiger Zwieback-, Müsli- oder Vollkornbrotgenuss die Ursache dafür ist. Und die ständige Jammerei, dass sie diverse Kleidungsstücke wegen der Körperfülle nicht mehr anziehen könnten ... Nun, was hat aber das Ganze mit dem endgültigen Ableben der Dinosaurier zu tun? Ganz einfach: Ich spielte schon mit dem Gedankenexperiment der Kuhplage. Die damaligen pflanzenfressenden Echsen entwickelten nämlich mit der Zeit einen so starken Panzer, dass sie dadurch für die Fleischfresser als Nahrungsmittel einfach ausfielen.
Somit mussten alle fleischfressenden Dinos entweder grausam verhungern oder sich gegenseitig auffressen. Und nachdem die natürlichen Feinde fehlten, vermehrten sich die Pflanzenfresser logischerweise in ungeheurer Zahl, grasten alles ab und schnitten sich somit ins eigene Fleisch. Die Flora konnte sich nicht mehr regenerieren, was das Ende der anderen Echsen bedeutete. So war das. Und jetzt soll noch einer behaupten, dass Vegetarier harmlos sind ... |